Höhlenrettung in Thailand
Mit der "Kraft der Liebe"
17 Tage lang harrten zwölf Jungen von Wasser eingeschlossen in der Tham-Luang-Höhle im Norden Thailands aus. Eine Extremerfahrung, die Spuren hinterlassen hat. Im Schnitt zwei Kilogramm Gewicht haben die elf bis 16 Jahre alten Fußballer während ihres Aufenthalts in der Höhle verloren. Dies bestätigte ein Beamter des Gesundheitsministeriums auf einer Pressekonferenz am Mittwoch.
Dennoch geht es den Jungen ersten Erkenntnissen zufolge gut. Insgesamt hätten drei von ihnen sowie der Trainer leichte Lungenentzündungen davongetragen, sagte Thongchai Lertwilairatanapong. Die übrigen seien in guter Verfassung. "Sie zeigen keine Zeichen von Stress."
Die zuletzt Geretteten wurden per Helikopter in eine 70 Kilometer entfernte Klinik gebracht, wo sie in Quarantäne auf ihre Teamkollegen trafen. Die Eltern der Kinder seien kurz nach Hause gefahren, um zu duschen, hieß es. Sie würden später zurückkehren, um ihren Nachwuchs im Krankenhaus zu besuchen - allerdings getrennt von einer Glasscheibe, die die Kinder vor Infektionen schützen soll.
Der Einsatzleiter Narongsak Osottanakorn bedankte sich bei den Menschen in Thailand und der ganzen Welt für ihre guten Wünsche und die Unterstützung. "Diese Mission war erfolgreich, weil wir Kraft hatten. Die Kraft der Liebe. Jeder hat sie den 13 geschickt."
Er bestätigte, dass auch drei Navy Seals und ein Arzt, der sich um die Kinder gekümmert hatte, inzwischen aus der Höhle gekommen, mithin alle Beteiligten in Sicherheit seien. Allerdings wurde der Jubel darüber von einer schlechten Nachricht überschattet: Der australische Arzt Richard Harris musste erfahren, dass während der Rettungsaktion sein Vater verstorben ist.
Der erfahrene Anästhesist und Höhlentaucher wird nun so schnell wie möglich in seine Heimatstadt Adelaide zurückkehren. Er hatte unter anderem mit darüber entschieden, welche Kinder die Höhle zu welchem Zeitpunkt verlassen sollten.
Der australische Regierungschef Malcolm Turnbull lobte den Mut der Rettungskräfte. "Es ist eines der heldenhaftesten und beeindruckendsten Ereignisse unserer Zeit", sagte er. Der Mediziner Harris habe eine bedeutende Rolle dabei gespielt - "das ist wirklich eine Inspiration".
Verstorbener Taucher als Held geehrt
Das Jugend-Fußballteam war am 23. Juni bei einem Ausflug in die Tropfsteinhöhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non von Wassermassen überrascht worden. Erst nach neun Tagen, in denen es keinerlei Lebenszeichen gab, wurden die Jungen und ihr Trainer von Höhlentauchern entdeckt. Die Rettung wurde zu einem Kampf gegen Wetter und Zeit (Lesen Sie hier die Chronik der Ereignisse). In Südostasien ist gerade Monsun-Saison; das Wasser in der Höhle drohte zu steigen.
Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team aus seinem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe durch die größenteils überflutete Höhle sicher nach draußen zu bringen. Wie gefährlich die Rettungsmission war, machte der Tod eines erfahrenen Tauchers bei der Vorbereitung der Aktion deutlich. Ihm war die Druckluft ausgegangen. Einsatzleiter Narongsak Osottanakorn bezeichnete ihn als Helden. Thailands Premierminister Prayuth Chan-ocha sagte: "Seine Ehre, sein Opfer und sein Erbe werden immer in unseren Herzen sein."

Karte Thailand Höhle Überflutung
Der Weg zurück ans Licht dauerte jeweils mehrere Stunden. Keiner der Fußballer hatte Erfahrung im Tauchen, weshalb sie von Profis ins Schlepptau genommen wurden. Manche Stellen in der Höhle waren extrem eng. Das Kernteam der Retter bestand aus mindestens 19 Spezialtauchern, die meisten kamen aus dem Ausland. Insgesamt waren mehr als 1000 Helfer beteiligt.
Nach der Rettung trafen aus aller Welt Glückwünsche ein. Zu den ersten Gratulanten gehörte US-Präsident Donald Trump. Er schrieb auf Twitter: "Was für ein schöner Moment - alle befreit, großartige Arbeit!" Trumps Frau Melania wünschte allen "eine schnelle Genesung". Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte, es gebe vieles zu bewundern: den "Durchhaltewillen der tapferen Jungs und ihres Trainers, das Können und die Entschlossenheit der Retter". Auch von vielen Fußballvereinen und Profikickern kam Beifall.
Paul Pogba twitterte nach der Befreiung der Kinder und dem 1:0-Sieg der Franzosen über Belgien: "Dieser Sieg geht an die Helden des Tages. Gut gemacht, Jungs, ihr seid so stark!"
Im Video: "Die Leistung der Kids war unglaublich"
ala/AP/dpa