Ticketpreiserhöhung im Fernverkehr
Bahnfahren wird teurer - vor allem für Vielfahrer

Ein ICE fährt über die Bahnstrecke Hannover-Göttingen
Bahnfahren wird in diesem Winter wieder etwas teurer: Das Preisniveau für Fahrten im Fernverkehr steigt zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember um 0,9 Prozent, teilte die Deutsche Bahn mit. Die gleiche Erhöhung gab es vor einem Jahr.
Fahrscheine zum vollen Preis (Flexpreis) werden in der ersten und der zweiten Klasse im Durchschnitt jeweils 1,9 Prozent teurer. Wer seine Reise bis zum 8. Dezember bucht, fährt noch zu den alten Preisen.
Bereits vor zwei Wochen hatte die Bahn mitgeteilt, dass Zugfahrten im Regionalverkehr über Grenzen von Verkehrsverbünden hinweg im Dezember durchschnittlich 1,5 Prozent teurer werden. Von der Erhöhung ist etwa jeder fünfte Nahverkehrskunde betroffen.
Mit den neuen Preisen im Fernverkehr werden vor allem Vielfahrer relativ stark zur Kasse gebeten: Für Streckenzeitkarten sowie die Bahncard 100 sind in Zukunft im Schnitt 2,9 Prozent mehr zu zahlen. Vor allem Geschäftsleute nutzen häufig die Rabattkarte, um pauschal alle Züge ein Jahr lang nutzen zu dürfen. Sie kostet in der zweiten Klasse nun 4395 Euro (plus 125 Euro), in der ersten Klasse 7439 Euro (plus 214 Euro). Kräftig erhöht wird auch das Extra-Entgelt für den Kauf eines Tickets im Zug: von 12,50 auf 19 Euro.
Sparpreise bleiben unverändert
Die Preise für Platzreservierungen (4,50 Euro) sowie für die Bahncard 25 und Bahncard 50 bleiben dagegen unverändert. Ebenso wie die Aktionsangebote, sogenannte Sparpreise ab 23,90 Euro, und die im August eingeführten Fahrscheine zum Supersparpreis ab 19,90 Euro. Die Bahn rechnet all diese Veränderungen zusammen - und kommt auf eine Preiserhöhung im Fernverkehr von durchschnittlich 0,9 Prozent.
Mit der Anhebung bleibe man unter der momentanen Inflationsrate, hieß es in der Mitteilung der Bahn. Die Teuerung lag in Deutschland im September bei 2,3 Prozent.
Die Bahn will die Flexpreise auch nach dem Fahrplanwechsel an bestimmten Tagen anheben oder senken. Hintergrund dieses Vorgehens: Die Züge sollen gleichmäßiger ausgelastet werden, vor allem an Wochenenden und vor Feiertagen. Es sollen nicht zu viele Menschen zur gleichen Zeit reisen, denn dann sind die Züge übervoll. Der Preisunterschied kann beträchtlich sein.
Als Beispiel nennt die Bahn die ICE-Verbindung von Frankfurt nach Basel in der 2. Klasse am Ostermontag 2019. Die Fahrt kostet ohne Rabatt 55,50 Euro und damit 4,50 Euro (8,8 Prozent) mehr als an einem normalen Werktag. Am Ostersonntag ist das Ticket für 46,50 Euro zu haben, also mit 4,50 Euro Preisabschlag (minus 8,8 Prozent).
Bahn baut Streckenangebot aus
Mit dem Fahrplanwechsel baut die Bahn ihr Angebot auf beliebten Strecken aus. So werden auf der Schnellfahrstrecke Berlin-München künftig fünf statt drei Sprinterzüge pro Tag und Richtung unterwegs sein. Der Flexpreis in der zweiten Klasse liegt auf der Strecke bei 153 Euro statt bisher 150 Euro (plus 2,0 Prozent).
Außerdem fährt dort nun auch der ICE 4, die jüngste Generation des Hochgeschwindigkeitszuges. Seit Eröffnung der neuen Verbindung im Dezember waren nach Angaben der Bahn bis Ende September bereits 3,5 Millionen Mal Reisende zwischen München und Berlin unterwegs. Das Unternehmen hatte fürs gesamte erste Jahr mit 3,6 Millionen Fahrten gerechnet.
Von Dezember an wird täglich ein ICE auch von Berlin nach Wien und zurück fahren. Fahrzeit: knapp acht Stunden. Zwischen Düsseldorf und Stuttgart wird die Bahn häufiger Direktverbindungen über den Frankfurter Flughafen anbieten. Ab April 2019 fährt die Linie Frankfurt-Köln-Aachen-Brüssel durchgehend im Zweistundentakt. Neu ist auch die Eurocity-Verbindung von Berlin nach Breslau und Krakau in Polen.
Bereits am Montag hatte die Bahn über eine jahrelange Sanierung der alten ICE-Strecke Hannover-Würzburg informiert. Der erste Abschnitt Hannover-Göttingen wird deshalb von Juni bis Dezember 2019 voll gesperrt. Die Fernzüge werden umgeleitet, die Fahrzeit verlängert sich um bis zu 45 Minuten.
Kritik von Verbraucherverbänden
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat die Fahrpreiserhöhung der Bahn kritisiert. Steigende Preise seien angesichts der derzeit "eklatanten Verspätungen" im Fernverkehr "nicht begründbar", sagte vzbv-Verkehrsexpertin Marion Jungbluth der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst müsse die Qualität besser werden. Die Bahn hätte auf die Anhebung zum 9. Dezember lieber verzichten sollen, sagte sie.
Der Fahrgastverband Pro Bahn hingegen zeigte Verständnis für unterschiedliche Fahrpreise an verschiedenen Tagen für die gleiche Strecke mit dem Ziel, die Züge gleichmäßiger auszulasten. Bislang habe dieses Vorgehen aber "kaum Steuerungswirkung", sagte Pro-Bahn-Sprecher Karl-Peter Naumann. Denn der Bahnkunde erfahre erst unmittelbar bei der Buchung, ob er am gewünschten Tag mehr oder weniger als an normalen Werktagen zu zahlen habe. Eine vorausschauende Übersicht über die Tagespreise im Internet gebe es bislang nicht.
kry/dpa