Getränkeempfehlung zum Festessen
Weiße Wein-Nacht

Zum Weihnachtsbraten ist Weißwein oft die bessere Wahl
Zur Weihnachtsgans einen schweren Rotwein? Der Sommelier Sebastian Wilkens ist da eher skeptisch. "Besser ist ein Rotwein, der nicht selbst schon satt macht." Schließlich soll das Gericht im Vordergrund stehen und nicht von einem zu kräftigen Bouquet zurückgedrängt werden. Ein Zweigelt mit seinem leichten Aroma harmoniere besser mit dem beliebten Saison-Geflügel. Auch zu Wild schlägt der Fachmann unkomplizierte Rebsorten vor. "Ein Gamay aus dem Beaujolais hat Süße, Säure, Pfeffrigkeit und Würze", sagt Wilkens. Das passe sehr gut zu Wildgerichten - genauso wie ein Spätburgunder.
Diese in Deutschland auf mehr als zehn Prozent der Gesamtrebfläche angebaute Traubensorte serviert auch Sebastian Mac Lachlan Müller gerne. Der früher häufig als zu leicht geschmähte Wein sei inzwischen sehr viel besser geworden, sagt der Sommelier aus dem Rheingau. Gerade zur Weihnachtsgans empfiehlt er die rote deutsche Paraderebsorte. Welcher Typ es sein soll, ist Geschmackssache: "Schlanke Spätburgunder von der Ahr, samtig-fruchtige aus dem Rheingau, cremig-warme aus Baden oder der Pfalz".
Aber es muss gar nicht unbedingt Rotwein sein. Weißweine funktionieren in vielen Fällen hervorragend. Riesling, der ohnehin wieder groß im Trend ist, hat durch seine Säurestruktur die Fähigkeit, fettreiche Nahrung aufzuspalten. Außerdem ist er mit seiner Frucht und Mineralität angenehm erfrischend. Das Süße-Säure-Spiel des Weins ist genau das Richtige bei mächtigen Festtagsgerichten, besonders wenn es eine schon etwas gereifte, trockene Spätlese ist. Steht Rotkraut mit auf dem Tisch, ist dieser Wein mit seiner cremigen Textur oftmals die beste Begleitung.
Säure hilft bei fettreichen Speisen
Wer es etwas schwerer mag, kann auch zu den Burgundersorten greifen. Diese werden oft auch in Deutschland im französischen Stil im großen Holzfass ausgebaut. Dadurch gewinnen sie an Struktur, Körper und verfügen häufig über nussige Noten. Mac Lachlan Müller rät hier besonders zu Weinen aus Baden und der Pfalz. Der dortige Weiß- und Grauburgunder harmoniere sehr gut mit Geflügelgerichten wie Gans und Entenbrust. "Vor allem, wenn Orange im Rezept steht."
Für Sebastian Wilkens ist Weißwein an Weihnachten sogar die erste Wahl. Ein im Holzfass ausgebauter Chardonnay aus dem Burgund bringe genug Körper mit, um es mit dem Fleisch aufzunehmen, biete aber auch ausreichend Säure, um den schweren Bestandteilen insbesondere so mancher Sauce Paroli bieten zu können. Alternativ empfiehlt Wilkens Champagner etwas kräftigerer Prägung. Der eigne sich als Aperitif und zum Hauptgang.
Und zu Kartoffelsalat mit Würstchen?
Ebenfalls Burgundersorten, aber gerade nicht aus dem Holzfass, sollten es dagegen zu dem Weihnachtsklassiker Karpfen blau sein: Die erdigen Noten des in Essigsud mit Roter Bete gegarten Süßwasserfisches brauchen ein fruchtiges Aroma im Vordergrund. Sozusagen als Puffer.
Und was, wenn an Heiligabend Würstchen und Kartoffelsalat auf dem Speiseplan stehen? "Eigentlich passt da Bier am besten", findet die Euskirchener Sommelière Luise Volkert. Soll es trotzdem Wein sein, bieten sich ein leichter, fruchtiger Riesling, ein Gutedel oder Weißburgunder mit gutem Trinkfluss an. "Eigentlich jeder Weißwein, den man auch sonst gerne trinkt", so Volkert.
Zum Dessert dagegen empfiehlt sie edelsüßen Riesling, der häufig in halben, also 375-Milliliterflaschen, verkauft wird. Gebe es Mousse au Chocolat oder dunkle Früchte zum Nachtisch, sei ein Portwein besser. "Ein fruchtbetonter Ruby-Port schmeckt zu vielen Winter-Desserts", sagt Volkert. Der habe außerdem den Vorteil, dass man ihn an den folgenden Tagen prima als Apéritif trinken könne.
Wein ist immer verflochten mit Menschen und ihren Geschichten. Einige davon zu erzählen, hat sich der Autor zur Aufgabe gemacht. Nachzulesen auf seinem Blog Weinsprech.