Im Motivationsloch
Jeder fünfte Mitarbeiter fühlt sich fehl am Platz

Rund jeder fünfte Erwerbstätige hält sich für nicht richtig eingesetzt in seinem Beruf. Elf Prozent fühlen sich unterfordert, ebenso viele überfordert. Das zeigt eine neue Umfrage der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW), die für ihre Studie zum "Kompetenz- und Talentmanagement" im August gut 1000 deutsche Erwerbstätige befragen ließ.
In der Gruppe der Unterforderten klagte die Mehrheit über zu anspruchslose Aufgaben. Fast die Hälfte würde sich mehr Verantwortung wünschen, 37 Prozent mehr Abwechslung. Exakt nach dem Gegenteil sehnt sich in der Forsa-Umfrage jeder dritte überforderte Mitarbeiter - nach mehr Routine. Ein weiteres Drittel würde gern Verantwortung abgeben, und 73 Prozent leiden unter ihrem hohen Arbeitspensum.
Wenn jetzt einfach die Überforderten Verantwortung und lästige Routine von ihren Schultern nehmen und bei den Unterforderten abladen würden... So einfach geht es auch wieder nicht im Arbeitsalltag. Klar ist aber: Die Mitarbeiter richtig einzusetzen, nämlich entsprechend ihrer Fähigkeiten und ihres Elans, ist ebenso Chefsache wie die Motivation. Schaffen sie das nicht, "verschwenden Unternehmen Potenzial", sagt DUW-Präsidentin Ada Pellert. "Gerade junge Arbeitskräfte brauchen Herausforderungen, um ihre Talente zu verwirklichen."
Wenn die Abwärtsspirale droht
In vielen Unternehmen heißen der Umfrage zufolge die hässlichen Geschwister im Arbeitsalltag Burnout, das allmähliche Ausbrennen mit oft schlimmen Folgen, und Boreout, die Motivations-Vernichtung durch Ödnis und Abstumpfung. Oder manchmal gar, auch das gibt es, durch die gezielte Abschiebung in die Beschäftigungslosigkeit, in "Sterbezimmer". "Wer sich im Job langweilt, traut sich bald auch weniger zu und verliert tatsächlich Kompetenzen", warnt Pellert, "gegen diese Abwärtsspirale müssen Unternehmen und Mitarbeiter rechtzeitig aktiv werden."
Riecht's schon brenzlig?
Die Weiterbildungs-Uni hat auch Personalverantwortliche gefragt, was sie dafür tun, ihre Angestellten an den richtigen Platz und klug einzusetzen, damit sie nicht nur Dienst nach Vorschrift leisten. Und entweder innerlich kündigen oder das Unternehmen tatsächlich verlassen. "Nicht zu unterschätzen ist die Multiplikatorwirkung der eigenen Mitarbeiter, die oft auch eine Botschafterfunktion in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis übernehmen und bei positiven WÉrfahrungen für ihr Unternehmen werben", so Katharina Beyling-Vaubel, Personalerin bei BASF.
Für besonders wichtig hält Stephan Limpächer von der Daimler AG die Möglichkeit, eigene Impulse in die Arbeit einbringen zu können: "Wer erlebt, dass eigene Ideen realisiert werden, identifiziert sich stärker mit seiner eigenen Arbeit und hat mehr Freude daran."
jol