Hilfe von der WG-Therapeutin
"Mein Mitbewohner klaut Essen - darf ich eine Kamera installieren?"

Junge Leute in der Küche (Symbolbild)
Arabella* schreibt:
Ich wohne in einer Achter-WG. Weil das Haus einer Stiftung gehört, gibt es keinen Hauptmieter, sondern wir sind alle gleichberechtigt. Die Stiftung wählt aus, wer einziehen kann. Jeder zahlt für sein Zimmer Miete, kauft für sich selbst ein und hat ein eigenes Fach im Kühlschrank.
Im Sommer bekamen wir einen neuen Mitbewohner. Seitdem werden bei uns Sachen gestohlen. Wir vermuten stark, dass der neue Mitbewohner klaut. Wir glauben, dass er sich bei allen bedient. Einmal waren sogar teure Medikamente eines anderen Mitbewohners geöffnet.
Ich vermute, dass er sich nicht einmal eigenes Waschmittel kauft, sondern meins benutzt. Inzwischen lagere ich meine Sachen bei mir im Zimmer und habe mir sogar einen Kühlschrank gekauft.
Einmal habe ich ihn auf frischer Tat ertappt. Das Blöde: Ich kann nichts beweisen, es steht immer Aussage gegen Aussage. Auch mit der Frau von der Stiftung, die für das Haus zuständig ist, habe ich schon geredet. Aber sie tut nichts.
Was kann ich machen? Kann ich zur Polizei gehen? Kann ich meine Mitbewohner überwachen und eine Kamera in der Küche installieren, um zu kontrollieren, wer sich wann was nimmt?
*Name geändert
Zur Person
- Amac Garbe
Sabine Stiehler antwortet:
Liebe Arabella,
Videoüberwachung verletzt das Persönlichkeitsrecht, und es ist nicht erlaubt, einfach so eine Kamera in der Küche zu installieren. Wenn Sie das machen möchten, müssten Sie vermutlich erst einmal alle Mitbewohner um Erlaubnis bitten - und das auch schriftlich festhalten. Ich glaube aber nicht, dass der Mitbewohner, der die Sachen klaut, unterschreiben würde .
Du hast WG-Kummer?
- Silja Götz
Vermutlich haben Sie schon mit dem besagten Mitbewohner gesprochen. Und Sie haben recht: Es steht immer Aussage gegen Aussage. Ich rate Ihnen deshalb, ein Tagebuch darüber zu führen, wann was gestohlen wird. Bitten Sie Ihre Mitbewohner darum, ebenfalls zu notieren, wann ihnen was geklaut wird.
Da ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Mitbewohner offenbar keine Wirkung gezeigt hat, organisieren Sie ein Gespräch mit allen WG-Bewohnern, um das Thema anzusprechen. Dann können Sie ihn auch mit ihren Beobachtungen, die Sie notiert haben, konfrontieren. Was sagen die anderen Mitbewohner über die Diebstähle? Beschäftigt sie das ebenso?
Ich rate Ihnen nicht dazu , dem Dieb Fallen zu stellen, indem Sie schlecht gewordene Lebensmittel in Ihr Fach stellen. Das ist zwar witzig, aber nicht zielführend. Bringen Sie zum Beispiel Schilder an mit dem Satz "Finger weg von meinem Essen" oder "Das ist mein Fach". Das ist zwar auch ein bisschen Kindergarten, aber manche Leute brauchen Stoppschilder.
Sie haben geschrieben, Sie hätten bereits mit der Frau gesprochen, die für das Haus zuständig ist. Hier müssen Sie unbedingt dranbleiben. Wenn die Zuständige nichts unternimmt, dann beschweren Sie sich eine Stufe höher. Die Stiftung wird sicher auch daran interessiert sein, dass in der WG alles gut läuft.
Und wenn Sie Ihren Mitbewohner nochmals auf frischer Tat ertappen, dann stellen Sie ihn sofort zur Rede und schalten Sie notfalls auch die Polizei ein.