Kopfhörer im Test
Wie viel kostet guter Klang?

Einige der getesteten Kopfhörer
Die billigen In-Ohr-Headsets, die vielen Smartphones beiliegen, hat heute jeder. Meist liegen sogar mehrere davon in irgendwelchen Schubladen herum. Zum Musikhören in der U-Bahn mögen sie ausreichen, zum Musikhören mit Genuss taugen nur wenige. Besser klingen sogenannte Auf-dem-Ohr-Kopfhörer, bequemer zu tragen sind sie sowieso.
Elf solche Kopfhörer habe ich getestet und dabei Geräte mit höchst unterschiedlichen Preisen ausprobiert. Der günstigste kostete 100 Euro, der teuerste mindestens 1200 Euro. Wie viel mehr Sound bekommt man wohl für 1100 Euro Aufpreis?
Lesen Sie im Folgenden, was ich beim Test zu hören bekam und welche Kopfhörer wirklich gut sind:
Urbanears Plattan ADV Wireless
Der Klang des Plattan ADV Wireless wirkt ein wenig, als hätte er eine eingebaute Loudness-Schaltung: Bässe und Höhen dominieren die etwas zu schwach ausgeprägten Mitten. Das Resultat ist ein sehr treibender HiFi-Sound, der seine Stärken bei Pop, Hip-Hop, R'n'B und ähnlichen Musikstilen hat. Klassik ist sein Metier ebenso wenig wie gitarrenbetonter Rock.
Zwei Besonderheiten zeichnen dieses Modell aus. Zum einen ist die Miniklinkenbuchse doppelt nutzbar: über sie kann man den Kopfhörer per Kabel an einen Zuspieler anschließen. Nutzt man dagegen den Bluetooth-Modus, kann man einen zweiten Kopfhörer per Kabel anschließen. Die zweite Besonderheit ist der Stoffbezug des Kopfhörerbügels, der sehr leicht abnehmbar und maschinenwaschbar ist. Vorbildlich.
Preis: 99 Euro
JBL Everest 300
Die knallweißen Everest 300 sind ein modisches Statement. Technisch zeichnet sie eine Funktion namens ShareMe 2.0 aus. Die ermöglicht es, die mit dem Kopfhörer gehörte Musik per Bluetooth mit einem weiteren Kopfhörer zu teilen. So kann man zu zweit kabellos dieselben Lieder hören.
Die Ohrmuscheln drücken bei Brillenträgern auf die Bügel der Brille. Das verringert den Tragekomfort. Klanglich spielen die JBL in der Mittelklasse. Weder reichen sie ganz nach unten, in den Basskeller, noch in die Höhen, was zu einem leicht mittenbetonten Sound führt. Für meinen Geschmack wirkt der Klang etwas zu eng, zu komprimiert.
Preis: 149 Euro
Marshall Headphones Major II
Beim Major II setzt Marshall Headphones einmal mehr darauf, die Optik der legendären britischen Gitarrenverstärker zu kopieren: Geriffeltes, weiches Kunstleder, die typischen Schriftzüge und Messingteile zieren den neuen Bluetooth-Kopfhörer. Ein nettes Extra: Hört man Musik per Bluetooth, kann man über das abnehmbare Kabel einen zweiten Kopfhörer anschließen. 30 Stunden Akkulaufzeit gibt der Hersteller an, das Aufladen dauerte im Test allerdings auch mehrere Stunden.
Klanglich hat der Marshall einen sehr eigenen Sound, kann damit aber nicht in der Spitzenklasse mitspielen. Zwar wird er recht laut, wenn man das will. Aber an Klarheit und Druck fehlt es ihm. Für gitarrenlastigen Rock passt das recht gut, aber beispielsweise bei Daft Punk wird der Sound dann doch zu undefiniert.
Preis: 149 Euro
Teufel Airy
Für mich sind die Airy leider selbst bei voll ausgefahrenen Bügeln einen Tick zu klein. Deshalb würde ich empfehlen, die Kopfhörer zumindest einmal zur Probe aufzusetzen, bevor man sie kauft.
Klanglich kann der Teufel nicht mit den teuren Modellen mithalten, liefert trotzdem einen recht guten Gesamtklang, ist sogar im Bassbereich sehr präsent - wenn er gut aufliegt. Brillenträger werden sich aber auch hier daran stören, dass die Ohrmuscheln auf den Bügeln der Brille aufliegen und drücken.
Mit kompatiblen Geräten kann auch der Airy die aptx-Technik nutzen, um Musik in besserer Qualität zu übertragen als herkömmliche Bluetooth-Kopfhörer. Die mitgelieferte robuste Tragetasche schützt den Airy unterwegs gut, ist aber sehr sperrig.
Preis: 150 Euro
Sony h.ear On
Angesichts ihres Preises liefern die h.ear On von Sony ein bemerkenswert transparentes Klangbild mit sehr weit nach unten reichenden Bässen, die allerdings einen Hauch mehr Druck vertragen könnten. Insgesamt wirkt der Klang sehr luftig und offen. Die Kopfhörer selbst sind dagegen geschlossen und liegen sehr angenehm weich über den Ohren auf, sodass man sie gerne auch über längere Zeiträume aufbehält.
In diesem Preisbereich auf jeden Fall empfehlenswert.
Preis: 180 Euro
Audio-Technica MSR7
Die mit roten Details versehen Audio-Technica-Kopfhörer machen hinsichtlich Verarbeitung und Materialqualität einen guten Eindruck. Am Kopf liegen sie angenehm an. Die großen, weichen Ohrmuscheln sorgen dafür, dass sie sie auch nach längerem Tragen nicht unangenehm drücken.
Der Klangeindruck ist in erster Linie offen und transparent. Auch feine Details werden gut wiedergegeben. Gerade bei akustischen Instrumenten und trocken aufgenommenem Schlagzeug können sie glänzen. Der Bassbereich ist gut ausgeprägt, könnte aber etwas mehr Druck und Tiefe vertragen.
Preis: 239 Euro
Philips Fidelio M2L
Diese Kopfhörer sind schon rein technisch eine Besonderheit. Statt des üblichen Miniklinken-Steckers haben sie einen Lightning-Stecker, wie ihn Apple bei iPhones, iPads und iPods verwendet. Das schränkt den Nutzerkreis auf Besitzer solcher Geräte ein. Wer ein Samsung-Handy oder einen Sony-MP3-Player hat, kann den Fidelio vergessen.
Aber der Stecker hat auch Vorteile. Durch die Lightning-Buchse kann der M2L die Audiodaten digital aus den Apple-Geräten abgreifen. Die Umwandlung in ein analoges Signal erfolgt dann im Kopfhörer selbst. Das Resultat ist ganz erstaunlich: Die Bässe gehen ganz weit runter, klingen dabei klar und trocken. Das beschreibt dann auch schon den Grundsound des M2L: klar, trocken, fast klinisch. Schlechte Aufnahmen klingen damit auch so, gute dafür umso besser. Für Apple-Nutzer ist der M2L eine sehr gute Wahl.
Preis: 280 Euro
Blue Microphones Mo-Fi
Die mechanische Konstruktion der Mo-Fi ist sehr aufwendig und sehr ungewöhnlich. Auf den ersten Blick wirkt das alles andere als ergonomisch, aber in der Praxis lassen sich diese Kopfhörer sehr gut dem jeweiligen Kopf anpassen. Sogar die Andruckstärke der Ohrmuscheln ist per Drehrad variierbar, was ich als ausgesprochen angenehm empfinde. Leider macht ihre Konstruktion die Mo-Fi auch vergleichsweise schwer und im ungünstigen Fall drücken Metallteile gegen den Schädel.
Auch was die Klangformung angeht, ist der Mo-Fi anders als andere Kopfhörer. Zum einen kann man ihn ganz normal, also passiv betreiben. Seine Besonderheit ist aber der integrierte analoge Verstärker, der zwei verschiedene Modi hat. Schaltet man ihn ein, wird alles etwa druckvoller, brillanter, dreht man den Einschaltknopf dann in die "On+"-Position, werden die Bässe noch ein wenig stärker betont. Das Ergebnis ist ein recht druckvoller Sound mit schönen, weichen Bässen, die aber nicht ganz tief runter gehen. Außerdem muss man regelmäßig ans Aufladen des Akkus denken, denn schon nach zwölf Stunden Musikhören ist dessen Energie verbraucht.
Preis: 289 Euro
Bowers & Wilkins P5 Wireless
Eine seiner größten Stärken ist das angenehme Tragegefühl des P5 Wireless. Auch nach langem Hören fühlen sich die aufliegenden Ohrmuscheln kaum störend an. Der Klang ist typisch B&W, sehr unverfälscht und klar. Bässe, Höhen und Mitten sind gleichermaßen gut vertreten. Die gut ausgeprägten Bässe gehen hier aber nicht so weit runter wie etwa beim Edition M. Im Bluetooth-Betrieb trumpft der B&W mit der Aptx-Technik auf, die klanglich bessere Übertragungen ermöglicht als Standard-Bluetooth, aber leider noch nicht in vielen Smartphones funktioniert.
Preis: 400 Euro
Ultrasone Edition M
Die Edition M sind die günstigen Kopfhörer von Ultrasone, deshalb aber nicht billig. Sie kosten ab 900 Euro. Der Preis wird unter anderem mit teuren Materialien wie Ruthenium und äthiopischem Langhaar-Schafsleder gerechtfertigt. Vor allem aber mit dem Klang.
Und der ist bei den Edition M fast ebenso beeindruckend wie bei den größeren Vorbildern. Musik wird über den gesamten Frequenzbereich sauber und lückenlos wiedergegeben, klingt dabei angenehm weich und warm. Dabei erzeugen die Edition M einen wunderbaren Druck im Tiefbassbereich, der im Basssolo von Daft Punks "Giorgio by Moroder" jede Nuance hören lässt mit der die ungeschliffenen Basssaiten über das Griffbrett gezogen werden.
Das Tragegefühl könnte freilich etwas besser sein. Für meinen Geschmack liegen die Ohrmuscheln etwas zu stark am Kopf an, was relativ schnell zu einem unangenehmen Druckgefühl führt.
Preis: 899 Euro
Ultrasone Edition 8
An diesen Kopfhörern gibt es eigentlich nur einen Kritikpunkt: Schon in der günstigsten Ausführung muss man mehr als tausend Euro für sie bezahlen. Die getestete Version wird im Netz ab knapp 1200 Euro angeboten und ist mit dem Übergangsmetall Palladium beschichtet.
Dafür bekommt man allerdings auch in jeder Hinsicht besondere Klangwandler. Verarbeitung und Materialien sind hervorragend. Das verwendete Leder ist sehr weich, alle Bauteile sind sehr passgenau zusammengefügt. Zudem sind die Ultrasone leicht genug, um auch nach Stunden noch angenehm am Kopf liegen.
Der Klang der Edition 8 ist sehr ausgewogen. Linear ist der Frequenzgang nicht, die Bässe werden spürbar, aber nicht übermäßig betont. Zumindest für meinen Geschmack bekommt man so genau das richtige Bassfundament. Dazu auch noch eines, dass richtig weit runtergeht. Trotzdem fehlt es weder an Mitten noch an Höhen, die präsent sind, aber nicht überbetont. Insgesamt ist der Klang offen und luftig, hat einen eher warmen Charakter.
Preis: 1199 Euro