US-Kandidat Pete Buttigieg
Überschätzter Überflieger
"Boot-Edge-Edge": Viele Amerikaner tun sich schon beim Nachnamen schwer - trotzdem hypen US-Medien Pete Buttigieg als Hoffnungsträger der Demokraten. Doch der junge Aufsteiger hat ein Problem.
Mittwoch, 15.05.2019
20:36 Uhr
Pete Buttigieg ist ein Phänomen, ein neuer Star des politischen Betriebs. Ein schwuler Bürgermeister aus dem Mittleren Westen, der Donald Trump aus dem Weißen Haus verjagen will. Mit gerade einmal 37 Jahren. Das ist ja mal eine Story.
Nun fragt sich halb Amerika: Kann Pete Buttigieg der nächste Präsident der USA werden? Die Antwort ist kompliziert.
Buttigieg selbst traut sich das Amt natürlich zu. Er ist ein echter Überflieger, spricht acht Sprachen, darunter Norwegisch. Er hat in Harvard und Oxford studiert und in Afghanistan Kriegsdienst geleistet. Er wurde mit 29 Jahren Bürgermeister seiner Heimatgemeinde South Bend im Bundesstaat Indiana.
"Ich habe mehr Regierungserfahrung als Donald Trump", sagt er. Das stimmt sogar: Donald Trump ist erst seit zwei Jahren im Amt. Buttigieg seit acht.
Gleichwohl spricht einiges dafür, dass der Nachwuchsmann derzeit über seiner Gewichtsklasse boxt. Oder anders gesagt: Er wird überschätzt.
Ein Erfolg bei den Vorwahlen wird schwer
Um überhaupt gegen Trump antreten zu können, muss Buttigieg die Vorwahlen der Demokraten gewinnen. Und das wird schwer. In den Umfragen unter den Mitgliedern der Demokraten konnte er zwar zwischenzeitlich zulegen, er rangiert jedoch weit hinter Schwergewichten wie Joe Biden und Bernie Sanders.
Vor allem die Kandidatur von Biden hat das Feld der demokratischen Kandidaten durcheinandergewirbelt: Der 76-Jährige liegt laut der neuesten Erhebung von Morning Consult (Pdf) klar in Führung. Er kommt unter den Mitgliedern der Demokraten auf 39 Prozent Zustimmung, Sanders auf 19 Prozent. Dann folgen Elizabeth Warren und Kamala Harris mit jeweils acht Prozent. Buttigieg erreicht dagegen nur sechs Prozent.
Einen Überblick der möglichen Kandidaten (und das sind einige) finden Sie hier:
Michael Bennet, Jahrgang 1964
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Wer er ist: Der Diplomatensohn wurde in Indien geboren, als sein Vater dort an der US-Botschaft arbeitete, seine Mutter stammt aus einer jüdischen Familie, die das Warschauer Ghetto überlebte. Bennet ist Jurist und Absolvent der Eliteuniversität Yale. In Colorado diente er in unterschiedlichen Funktionen, unter anderem als Stabschef des damaligen Bürgermeisters von Denver, John Hickenlooper, der sich ebenfalls um die Präsidentschaft bewirbt.
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Was ihn auszeichnet: Bennet sitzt seit 2009 als einer der beiden Senatoren für seinen Heimatstaat Colorado im US-Kongress. Innerhalb der demokratischen Partei gilt er als gemäßigt. Im April unterzog er sich einer Krebs-OP, danach verkündete er seine Kandidatur.
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Was er will: Bei seiner Ankündigung sprach Bennet über die fehlenden wirtschaftlichen Aufstiegschancen vieler Amerikaner. Zweiter Schwerpunkt ist für ihn die Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit der US-Regierung.
Joe Biden, Jahrgang 1942
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Wer er ist: Als ehemaliger Vizepräsident unter Barack Obama (2009 bis 2017) genießt Joe Biden ohne Zweifel den höchsten Bekanntheitsgrad aller Kandidaten. Biden stammt aus Scranton in Pennsylvania und war von 1973 bis 2009 für den Kleinstaat Delaware Senator im Kongress. In dieser Zeit saß er unter anderem dem wichtigen Auswärtigen Ausschuss und dem Justizausschuss vor.
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Was ihn auszeichnet: Er gilt als moderater Demokrat, der aufgrund seiner Herkunft aus der Arbeiterschaft vor allem in dieser Wählergruppe punkten kann. Wegen seiner Freundschaft und politischen Nähe zu Obama genießt er aber auch unter Afroamerikanern hohe Zustimmungswerte.
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Was er will: Bidens Kampagne zielt unter anderem auf Arbeiter und Studenten ab. Forderungen wie kostenloses College, eine Steuerreform für die Mittelklasse und der strukturellen Ungleichheit zwischen Stadt und Land gehören dazu.
Cory Booker, Jahrgang 1969
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Wer er ist: Booker ist Ex-Bürgermeister von Newark und der erste schwarze US-Senator in der Geschichte New Jerseys.
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Was ihn auszeichnet: Er gilt schon seit längerem als spiritueller Nachfolger von Obama, auch dank seines Redetalents. Im lauten Kandidatenfeld der Demokraten ging er dennoch zuletzt oft unter.
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Was er will: Booker appelliert gern an die Einheit der unter Trump politisch gespaltenen USA und an das "gemeinsame Zielbewusstsein". Topthemen sind die Bürgerrechte und eine Reform des unfairen US-Justizsystems, die er auch im Senat verfolgt. Kritisiert wird Booker dagegen für seine früheren Finanzkontakte zu Großbanken und der Pharmabranche.
Pete Buttigieg, Jahrgang 1982
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Wer er ist: Als Bürgermeister der 100.000-Einwohner-Stadt South Bend in Indiana war Buttigieg bislang den meisten Amerikanern ein Unbekannter. Doch durch TV-Auftritte und eine Titelstory im Magazin "Time" ist er nun in aller Munde.
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Was ihn auszeichnet: Buttigieg hat in Harvard und Oxford Geschichte, Politik und Philosophie studiert, arbeitete für die Unternehmensberatung McKinsey und nahm als Offizier des Marine-Geheimdienstes am Afghanistankrieg teil.
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Was er will: Buttigieg macht sich unter anderem für Homosexuellenrechte stark. Seit 2016 ist er mit Chasten Buttigieg verheiratet, einem Highschool-Lehrer. Bei einem Wahlsieg wären die Buttigiegs das erste homosexuelle Paar im Weißen Haus.
Julián Castro, Jahrgang 1974
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Wer er ist: Castro und sein Zwillingsbruder, der Kongressabgeordnete Joaquin Castro, sind Enkel mexikanischer Einwanderer. Sie kommen aus der Republikaner-Hochburg Texas, wo sie schon früh als demokratische Jungstars galten.
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Was ihn auszeichnet: Julián Castro wurde mit 34 Bürgermeister von San Antonio und dann Bauminister unter Barack Obama, als jüngstes Kabinettsmitglied. 2016 verzichtete er darauf, gegen den republikanischen Senator Ted Cruz anzutreten, und entschied sich für eine Präsidentschaftskandidatur.
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Was er will: Eines seiner Hauptthemen ist die Gründung einer staatlichen Krankenkasse, außerdem kämpft Castro für die Einbürgerung illegaler Einwanderer.
John Delaney, Jahrgang 1963
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Wer er ist: Der Politiker aus Maryland gilt als moderat. Delaney begann in der Privatwirtschaft, bevor er 2012 ins US-Repräsentantenhaus gewählt wurde. Mit einem Vermögen von rund 232 Millionen Dollar war er einer der reichsten Abgeordneten.
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Was ihn auszeichnet: Seine Präsidentschaftskandidatur meldete er schon im Juli 2017 an, weil noch nicht genug Wähler "wissen, wer ich bin". Um das zu ändern, hat er unter anderem die ersten Vorwahlstaaten Iowa und New Hampshire ausgiebig bereist.
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Was er will: Delaney kämpft für eine Erneuerung der maroden US-Infrastruktur und kritisiert Trump als Spalter, präsentiert sich selbst zugleich aber als überparteilicher "Problemlöser".
Tulsi Gabbard, Jahrgang 1981
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Wer sie ist: Sie ist die erste Hindu im US-Kongress. Zugleich gilt die Kongressabgeordnete aus Hawaii als wohl kontroverseste Demokratin.
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Was sie auszeichnet: Sie erntete vor allem Kritik, weil sie in der Vergangenheit eine schwulenfeindliche Politik vertrat und die gleichgeschlechtliche Ehe ablehnte. Diesen Positionen hat sie inzwischen aber abgeschworen. Auch traf sie sich 2017 mit Syriens Machthaber Baschar al-Assad und sagte dann, Assad sei "kein Feind der USA".
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Was sie will: Als US-Nationalgardistin war sie zwischen 2004 und 2009 im Irak und in Kuwait im Einsatz; heute spricht sie sich gegen militärische Interventionen aus.
Kirsten Gillibrand, Jahrgang 1966
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Wer sie ist: Die New Yorkerin trat schon vor zehn Jahren in Hillary Clintons Fußstapfen: Als Clinton, damals Senatorin, zur Außenministerin berufen wurde, rückte Gillibrand als ihre Nachfolgerin vom Repräsentantenhaus in den Senat auf.
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Was sie auszeichnet: Einst als "Blue Dog Democrat" eher konservativ geprägt, gilt die Juristin heute als eine der progressivsten Stimmen im Senat.
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Was sie will: Die zweifache Mutter setzt sich für die Rechte von Frauen, Kindern und Opfern von Sexualstraftaten ein. In dieser Rolle hat sie auch Parteifreunde kritisiert, denen sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden. Außerdem will sie die berüchtigte Einwanderungspolizei ICE abschaffen.
Kamala Harris, Jahrgang 1964
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Wer sie ist: Die schwarze Senatorin aus Kalifornien ist eine Tochter von Einwanderern, ihre Mutter stammt aus Indien, ihr Vater aus Jamaika.
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Was sie auszeichnet: Sie begann ihre Karriere als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco. 2010 wurde sie zur Justizministerin Kaliforniens gewählt, 2016 zog sie in den Senat. Dort hat sich Harris mit telegenen Auftritten profiliert, etwa bei der Anhörung des Supreme-Court-Kandidaten Brett Kavanaugh.
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Was sie will: Harris, die unter anderem für mehr Bürgerrechte kämpft, wird von vielen Promis unterstützt, darunter Hollywoodstars wie Regisseur J.J. Abrams. Ihre harte Law-and-Order-Linie in San Francisco hat ihr jetzt jedoch auch Kritik verschafft.
John Hickenlooper, Jahrgang 1952
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Wer er ist: Obwohl er Gouverneur von Colorado und Bürgermeister von Denver war, bleibt Hickenlooper vielen Amerikanern jenseits der Rocky Mountains unbekannt.
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Was ihn auszeichnet: Der Brauerei-Millionär ist ein Moderater, der auch mit Republikanern Deals macht. Trotzdem will er "progressiven Wandel" schaffen, etwa durch eine staatliche Krankenversicherung, Waffenkontrolle und LGBT-Rechte.
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Was er will: Hickenlooper engagiert sich gegen die - in Colorado weiter geltende - Todesstrafe und war einer der ersten Befürworter der Legalisierung von Cannabis. Zugleich kritisiert er den "Green New Deal", das Klimaprogramm der Linken, als "unerreichbar".
Jay Inslee, Jahrgang 1951
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Wer er ist: Der Gouverneur des Bundesstaats Washington stieg 1988 als Landesabgeordneter in die Politik ein, 1992 wechselte er ins US-Repräsentantenhaus, wurde jedoch schon zwei Jahre später wieder abgewählt.
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Was ihn auszeichnet: 1998 gelang ihm die Rückkehr in den Kongress, wo er sich bis 2012 als Tech-Experte und Naturschützer einen Namen machte. 2013 wurde Inslee Gouverneur seines Heimatstaats.
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Was er will: Inslee ist vor allem für seine Umweltpolitik bekannt. Er hat den Klimakampf zur "Priorität Nr. 1" erklärt und propagiert ein nationales Programm für Ökojobs. Zudem war er einer der Gouverneure, die 2017 erfolgreich gegen Trumps Einreiseverbot für muslimische Staaten klagten.
Amy Klobuchar, Jahrgang 1960
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Wer sie ist: Die Juristin und Senatorin aus Minnesota wurde vielen ebenfalls während der Anhörung des Supreme-Court-Richters Brett Kavanaugh zum Begriff.
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Was sie auszeichnet: Als moderate Vertreterin eines "Swing States" gilt sie als Hoffnungsträgerin im Mittleren Westen. Klobuchar, deren Großeltern aus dem heutigen Slowenien stammten, begann als Bezirksstaatsanwältin und schaffte es 2006 als erste Frau aus Minnesota in den Senat.
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Was sie will: Eines ihrer Topthemen ist der Kampf gegen die Opioid-Krise. Kürzlich sorgten Berichte über ihre rüde Behandlung von Mitarbeitern für Wirbel.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, im "Swing State" Minnesota habe 2016 Donald Trump die Wahl gewonnen. Das ist nicht korrekt: Trumps Konkurrentin siegte damals knapp.
Wayne Messam, Jahrgang 1974
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Wer er ist: Messam, der Sohn von Einwanderern aus Jamaica, wurde 2015 zum ersten schwarzen Bürgermeister von Miramar gewählt, einem Vorort von Miami. Er ist der unbekannteste, unerfahrenste und aussichtsloseste aller Demokraten-Bewerber. Der Ex-Footballspieler besitzt eine Baufirma, was ihn 2009 jedoch nicht vor der drohenden Zwangsversteigerung seines eigenen Hauses bewahrte.
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Was ihn auszeichnet: Inzwischen zitierte er diese Finanzprobleme als Beweis dafür, dass er die Sorgen vieler Wähler am eigenen Leibe erfahren habe.
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Was er will: Messam vertritt meist progressive Anliegen wie Klimaschutz, striktere Waffenkontrolle, Hilfe für Einwanderer und die Tilgung aller Studentschulden.
Seth Moulton, Jahrgang 1978
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Wer er ist: Er gilt seit einigen Jahren als einer der stilleren Hoffnungsträger seiner Partei: Moulton kommt aus dem Bundesstaat Massachusetts und ist Absolvent der Eliteuniversität Harvard und diente als US-Marinesoldat. Seine Einheit erreichte im Irakkrieg als eine der Ersten die Haupstadt Bagdad, er war an zahlreichen Schlachten des Krieges beteiligt.
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Was ihn auszeichnet: Für seine Verdienste erhielt Moulton hohe Orden, die er jedoch geheim hielt. Erst ein Reporter machte seine Auszeichnungen öffentlich. Im Jahr 2014 wurde Moulton zum Mitglied des US-Repräsentantenhauses gewählt, bei der Wahl 2016 konnte er seinen Sitz verteidigen.
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Was er will: Moulton legt den Fokus auf die nationale Sicherheit und Verteidigung. Er will nach eigenen Angaben vor allem junge Menschen und Veteranen für sich begeistern.
Beto O'Rourke, Jahrgang 1972
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Wer er ist: Eigentlich heißt er Robert Francis O'Rourke und stammt aus einer irisch-amerikanischen Familie. Von 2013 bis Januar 2019 saß O'Rourke als Hinterbänkler im US-Repräsentantenhaus. Er lebt in El Paso an der Grenze zu Mexiko, wo er vor seiner politischen Karriere einige Jahre ein kleines Internetunternehmen führte und eine Zeitschrift herausgab.
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Was ihn auszeichnet: Seit den Midterm-Wahlen 2018 ist sein Name vielen Amerikanern ein Begriff. Mit einer leidenschaftlichen Wahlkampagne hätte der Demokrat im konservativen Texas beinahe den republikanischen Senator Ted Cruz besiegt. Viele Anhänger wünschten sich danach, dass O'Rourke auch für die Präsidentschaft kandidieren möge.
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Was er will: In der Vergangenheit hat sich der Texaner für den "Green New Deal" und die Legalisierung von Marihuana ausgesprochen. Außerdem für weichere Einwanderungs- und liberale Wahlgesetze. Kritiker werfen ihm allerdings vor, im Wahlkampf noch ohne klares Programm zu sein.
Tim Ryan, Jahrgang 1973
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Wer er ist: Der Demokrat stammt aus dem Bundestaat Ohio im industriellen "Rostgürtel" der USA und sitzt seit 2002 im US-Repräsentantenhaus. Ryan gilt als konservativer Traditions-Demokrat, der sich vor allem für die Belange der Arbeiterschaft einsetzt.
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Was ihn auszeichnet: Insgesamt wurde er bereits fünf Mal wiedergewählt, stets hatte er Ergebnisse über 60 Prozent. Trotz der großen Beliebtheit in seinem Wahlkreis ist Ryan auf nationaler Bühne noch eher unbekannt. Nur 2016 sorgte er für einiges Aufsehen, als er Nancy Pelosi beim Kampf um den Fraktionsvorsitz der Demokraten im Repräsentantenhaus herausforderte - und unterlag. Auch in diesem Wahlkampf zählt er bislang eher zur Gruppe der "No Names".
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Was er will: Mit eher linksliberalen Parolen wendet er sich an die Basis, aber auch an die Arbeiterschaft im Mittleren Westen. Immer wieder spricht er von neuen Arbeitsplätzen und der "Würde der Arbeit".
Bernie Sanders, Jahrgang 1941
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Wer er ist: "Feel the Bern", so lautete der Schlachtruf der Anhänger von Sanders im Wahlkampf 2016. Damals unterlag der altlinke Senator aus Vermont bei den Vorwahlen der Demokraten seiner Rivalin Hillary Clinton. Nun will er es noch einmal wissen, der letzte Wahlkampf hilft ihm dabei.
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Was ihn auszeichnet: Sanders ist nicht nur bekannter und profilierter als viele Mitbewerber, sondern er hat auch eine große und treue Fangemeinde, die ihn erneut mit Kleinspenden unterstützt.
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Was er will: Inhaltlich hat sich Sanders kaum verändert: Er tritt erneut für einen massiven Ausbau des unterentwickelten amerikanischen Sozialsystems ein und will dafür Reiche stärker besteuern. Ähnlich wie Trump setzt sich Sanders zudem für eine protektionistische Handelspolitik ein. Im letzten Wahlkampf hatte Sanders Probleme, Wähler jenseits seiner treuen linken Anhängerschaft anzusprechen.
Eric Swalwell, Jahrgang 1980
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Wer er ist: So einen Kandidaten würde man in Deutschland wohl einen klassischen Berufspolitiker nennen. Seit seinem Jurastudium im Bundesstaat Maryland hat sich Eric Swalwell fast ausschließlich mit Politik beschäftigt: Er arbeitete für eine Abgeordnete des Repräsentantenhauses und war in mehreren Funktionen in der Lokalpolitik tätig. Swalwell stammt aus Kalifornien und wurde dort auch 2012 zum ersten Mal zum Abgeordneten des Repräsentantenhauses gewählt.
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Was ihn auszeichnet: Einem größeren Publikum ist der Abgeordnete bekannt, weil er regelmäßig in landesweiten Sendern wie CNN die Politik von Trump kritisiert. Insbesondere hat er sich im Zusammenhang mit der Russlandaffäre immer wieder mit Attacken gegen den Präsidenten zu profilieren versucht.
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Was er will: Waffenkontrolle und der Kampf gegen die massive Verschuldung junger Menschen wegen der hohen Uni-Kosten werden wichtige Stützen seiner Agenda sein.
Elizabeth Warren, Jahrgang 1949
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Wer sie ist: Die Senatorin aus dem Bundesstaat Massachusetts war in dem großen Feld der Kandidaten relativ früh am Start. Warren ist seit vielen Jahren für linke Positionen bekannt. Vor ihrer Karriere im Senat machte sie sich als Hochschullehrerin und Kämpferin für Verbraucherrechte einen Namen.
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Was sie auszeichnet: Unter Obama trat sie nach der Finanzkrise 08/09 vor allem für einen stärkere Regulierung der Banken ein, stieß dabei jedoch bei Republikanern wie Demokraten auf Widerstand. Mit US-Präsident Trump gerät sie immer wieder aneinander. Trump nennt sie "Pocahontas". Damit spielt er darauf an, dass Warren selbst mehrfach angegeben hat, dass sie von den amerikanischen Ureinwohnern abstamme. Sie gehörte sie zu den ersten Demokraten, die die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump forderten.
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Was sie will: Warren will vor allem für die Mittelklasse einstehen. Besonderen Fokus legt sie auf: den Wohnungsmarkt, die Macht der Pharmaindustrie, das Vorgehen gegen Monopole und die Stärkung der Arbeiterrechte.
Marianne Williamson, Jahrgang 1952
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Wer sie ist: Die Bestseller-Autorin, deren Selbsthilfefibeln Millionen Fans haben, ist seit vielen Jahren auch als politische Aktivistin im Einsatz.
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Was sie auszeichnet: Mit ihren Thesen zu mehr Mitmenschlichkeit und Liebe war Williamson regelmäßig Gast in der Talkshow von Oprah Winfrey, insgesamt hat sie bisher 13 Bücher geschrieben, vier davon landeten auf Platz eins der "New-York-Times"-Beststellerliste. Im Jahr 2014 bewarb sie sich in Kalifornien als unabhängige Kandidatin um einen Sitz im US-Repräsentantenhaus, blieb dabei jedoch erfolglos.
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Was sie will: Sie engagiert sich für den Klimaschutz, für den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids und für die Völkerverständigung.
Andrew Yang, Jahrgang 1975
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Wer er ist: Der Anwalt, Gründer und Unternehmer zählt sicherlich zu den Außenseitern im Feld der Kandidaten. Yang ist einem größeren Publikum in den USA praktisch unbekannt, auch hat er bisher noch nie ein politisches Mandat gewonnen.
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Was ihn auszeichnet: Dafür engagiert er sich seit Jahren im Bildungsbereich und in der US-amerikanischen Gründerszene. Er zählt zu den Initiatoren des Stipendienpogramms "Venture for America", das jungen Unternehmern bei der Gründung von Start-ups hilft. Dafür wurde er 2012 von dem damaligen US-Präsidenten Obama mit dem Titel "Champion of Change" ausgezeichnet.
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Was er will: Zu Yangs politischen Kernforderungen zählt ein bedingungsloses Grundeinkommen. Unterstützung erhält er für seine Kandidatur vor allem von zahlreichen Kleinspendern.
Aktuell ist der Buttigieg-Hype vor allem ein Medienphänomen. Er ist jung, schlagfertig und wirkt auf viele Menschen sympathisch. Bei Fernsehauftritten wirbt er für sich mit dem Slogan: "Ich stehe für eine neue Generation." Die Presse und die TV-Studios in den USA lieben den Neuen, es gibt praktisch keine große Talk-Show, in die er noch nicht eingeladen wurde.
"Oh, sie sind ja so schlau", säuselte TV-Moderatorin Ellen DeGeneres ihrem Gast zu. "Wow, sie haben echt einen Lauf", gratulierte Tonight-Show-Mann Jimmy Fallon, in dessen Sendung Buttigieg sogar den berühmten "Slow Jam" singen durfte.
Und die Zeitschrift "Time" hob Buttigieg zusammen mit seinem Ehemann Chasten auf das Titelblatt. Die freundliche Schlagzeile dazu lautete: "First Family."
Doch trotz der massiven Medienunterstützung werden viele Wähler kaum mit Buttigieg warm. Sein inhaltliches Profil bleibt unscharf. Während Kandidaten wie Elizabeth Warren oder auch Bernie Sanders zum Beispiel mit einer eindeutigen linken Agenda antreten, lässt Buttigieg keinen klaren Kurs erkennen. Er spricht Themen wie die Gesundheitsreform oder den Klimaschutz zwar an, hält sich aber offen, wo er bei den brennenden Fragen genau steht.
Klares Problem bei Afroamerikanern und Latinos
Offenkundig hofft Buttigieg, so ein möglichst breites Wählerspektrum ansprechen zu können. Viele Wähler der Demokraten bezeichnen sich selbst als moderat oder konservativ, sie will Buttigieg durch allzu linke Positionen nicht verprellen. Sein Ziel für dieses Phase des Wahlkampfs ist es, bekannt zu werden und durch sympathisches Auftreten viel Aufmerksamkeit zu erzielen.
Dieser Plan geht bislang aber nur zum Teil auf. Zwar kann sich Buttigieg bei weißen Wählern weiterhin wachsender Beliebtheit erfreuen. Doch er hat ein klares Problem bei Afroamerikanern und Latinos. Sie stellen inzwischen fast ein Viertel der demokratischen Basis. Wenn Buttigieg hier nicht bald punkten kann, wird es für ihn bei den Vorwahlen eng.
Die Umfragen in dieser Wählergruppe sind für ihn nicht nur schlecht, sie sind verheerend. Nach Ansicht von Wahlstrategen sehen viele dieser Wähler Buttigieg kritisch, weil sie ihn für einen typischen Vertreter der weißen privilegierten Mittelschicht halten.
Im wichtigen Bundestaat South Carolina sprechen sich 58 Prozent der afroamerikanischen Wähler für Biden aus, Buttigieg landet hingegen bei null Prozent. Selbst in seinem Heimatstaat Indiana würde er - Stand jetzt - praktisch keine einzige Stimme aus der Gruppe der Afroamerikaner erhalten. Schlimmer geht es kaum.
Die einzige Hoffnung für Buttigieg: Bis zu den Vorwahlen bei den Demokraten ist es noch lange hin. Sie beginnen erst im Februar 2020. Eine alte Regel im US-Wahlkampf besagt, dass die Gewinner der frühen Umfragen am Ende nicht unbedingt das Rennen machen müssen. Sowohl dem Außenseiter Barack Obama als auch Donald Trump gelang es, das Feld der Kandidaten gegen alle Wahrscheinlichkeiten von hinten aufzurollen. An ihnen will sich Buttigieg in dieser Hinsicht wohl ein Beispiel nehmen.
Apropos Trump: Der Präsident hat für Buttigieg schon einen Spitznamen gefunden. Er nannte ihn unlängst bei Twitter Alfred E. Neumann, nach der Witzfigur aus den "Mad"-Heften.
Buttigieg reagierte kühl. Er habe Trumps Anspielung nicht verstanden und den Namen Alfred E. Neumann erst googeln müssen, erklärte er. "Das ist wohl eine Generationensache."