Deutschlands WM-Auftaktsieg
Foules Spiel

Chinas Li Yang (r.) ging Torhüterin Almuth Schult hart an
Szene des Spiels: Das nächste Foul und Stürmerin Alexandra Popp zoffte sich mit ihrer Gegenspielerin - und dann fiel das 1:0: Nach einem Eckstoß landete der Ball an der Strafraumkante vor den Füßen von Giulia Gwinn (66. Minute). Die hob kurz den Kopf und schoss dann mit Wucht ins linke Eck. Es war der Knotenlöser für den deutschen WM-Auftakt.
Das Ergebnis: Deutschland hat sein erstes Spiel bei der Fußball-WM 1:0 gewonnen. Hier geht's zum Spielbericht.
China ohne Star: Chinas Trainer Jia Xiuquan sorgte schon vor Anpfiff mit seiner Aufstellung für eine Überraschung. Starstürmerin Wang Shuang von Paris Saint-Germain saß auf der Bank. Da staunten auch die chinesischen Journalisten nicht schlecht. Verletzt war Wang nicht, nach der Pause wurde sie sogar eingewechselt. Der vermeintliche taktische Kniff ihres Trainers blieb ein Rätsel.

Giulia Gwinn (Nr. 15) erzielte den Siegtreffer
Erste Hälfte: Deutschland begann mit Schwung und viel Tempo: Bereits nach wenigen Minuten schlug Popp eine Flanke vom rechten Flügel ins Zentrum. Aber Shimeng Peng (3.) wischte den Ball mit den Fingerspitzen von Svenja Huths Kopf. Die frühe Führung war vereitelt, aber Deutschland dominierte - bis Sara Doorsoun China mit einem Fehlpass im Spielaufbau zu einer Großchance einlud. Li Yangs (16.) Schuss auf das offene linke Toreck wurde jedoch geblockt. Deutschland spielte weiter kontrolliert nach vorn und kam durch eine Flanke von Carolin Simon (18.), die auf der Latte landete, zur nächsten Großchance. Doch dann bekam das deutsche Spiel einen Bruch.
Die Stahlrosen: Die Chinesinnen machten ihrem wenig schmeichelhaften Spitznamen alle Ehre. Hart gingen sie in die Zweikämpfe und räumten Popp und Dzsenifer Marozsán immer wieder unfair ab. Die deutschen Spielerinnen kamen mit den körperlichen Attacken nicht klar und ließen sich aus der Fassung bringen. Die Stahlrosen witterten ihre Chancen. Nach einem Konter traf Li Yang (42.) aber nur den Pfosten. Bezeichnend, dass sie dem Abpraller beherzt nachsetzte, Torhüterin Almuth Schult erwischte und dafür die Gelbe Karte sah. Im gesamten Spiel foulten die Chinesinnen 19-mal, die Deutschen nur siebenmal.
Die Jüngste: Zur Halbzeit sorgte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg für einen historischen Wechsel. Lena Oberdorf kam für Carolin Simon und ist im Alter von 17 Jahren und 171 Tagen die jüngste deutsche Spielerin bei einer Fußball-WM. Sie tritt in die großen Fußstapfen von Birgit Prinz.
Zweite Hälfte: Deutschland versuchte es, wie vor der WM einstudiert und schon in der ersten Hälfte ausprobiert, mit eng vor das Tor geschlagenen Flanken. Giulia Gwinn (57.) zog von links nach innen, ihre Hereingabe flog aber an Mit- und Gegenspielerinnen vorbei. Das war auch schon das Highlight nach Wiederanpfiff bis zum 1:0 durch Gwinn (66.). Anders als noch zum Ende der ersten Halbzeit wurde China aber nicht mehr gefährlich, die Schlussoffensive blieb aus.
Die große Rotation: Voss-Tecklenburg ordnete schon in der ersten Halbzeit viele Positionswechsel an. Huth war in den Anfangsminuten sehr aktiv auf dem linken Flügel, musste dann aber mit Gwinn die Außenbahn tauschen. Danach war von Huth kaum noch etwas zu sehen. Gwinn rückte später auf die linke Abwehrseite, weil Sara Däbritz von der Sechserposition auf den linken Flügel wechselte. Oberdorf übernahm ihre Position. Später spielte Popp auf der Außenbahn, weil Lea Schüller für das Sturmzentrum eingewechselt wurde. Das deutsche Team zeigte seine Flexibilität, auf das Ergebnis wirkte sich diese am Ende aber nicht mehr positiv aus.
Angeschlagen: Unter dem ruppigen Spiel der Chinesinnen litten insbesondere Marozsán, Schult, Popp und Simon. Marozsán und Popp seien angeschlagen, berichtete die Bundestrainerin nach Abpfiff in der ARD. Eine genaue Diagnose? "Wir müssen mal abwarten", sagte Voss-Tecklenburg: "Ich hoffe aber, dass nichts Schlimmeres passiert ist." Als Nächstes trifft Deutschland auf Spanien (12. Juni). Personalsorgen kann die Bundestrainerin dann nicht gebrauchen.
Deutschland - China 1:0 (0:0)
1:0 Gwinn (66.)
Deutschland: Schult - Hendrich, Hegering, Doorsoun-Khajeh, Simon (ab 46. Oberdorf) - Leupolz (ab 63. Magull), Däbritz, Gwinn , Marozsan, Huth (ab 85. Schüller) - Popp
China: Peng - Han, Wu, Lin, Liu - Zhang, Yao (ab 46. Wang), Lou (ab 33. Tan), Gu - Yang (ab 70. Duan), Wang
Schiedsrichterin: Marie-Soleil Beaudoin (Kanada)
Zuschauer: 15.283
Gelbe Karten: Oberdorf / Wang, Yang, Liu, Wang
In einer früheren Textfassung hieß es, Carolin Simon sei verletzungsbedingt ausgewechselt worden. Laut Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg habe der Wechsel aber taktische Gründe gehabt.