Nach Mitarbeiterbeschimpfung
Liqui-Moly-Chef will sich zurückziehen

Liqui-Moly-Chef Prost: "Ich will in Frieden meine Arbeit machen"
Ulm - Um markige Worte war Ernst Prost noch nie verlegen. Egal ob gegen die Banker oder für den Mindestlohn - der Chef des Ölherstellers Liqui Moly gibt sich gern als Vorkämpfer der einfachen Leute. 2011 war er der Unternehmer mit den meisten Auftritten in deutschen Talkshows. Auch in der Werbung war sein Gesicht bisher allgegenwärtig. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Prost will sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückziehen.
"Ich habe unterschätzt, welche Reaktionen ich auslöse an allen Ecken und Enden", sagte Prost. Er wolle nicht mehr auf Plakaten und im Fernsehen für die Firma werben. Auch in Talkshows wolle er nicht mehr auftreten. Auf Facebook schreibt er: "Ich will in Frieden meine Arbeit machen."
Grund für den Rückzug ist ein Pressebericht über harsche Umgangstöne bei Liqui Moly. Der "Stern" hatte aus einer E-Mail des Firmenchefs an alle Mitarbeiter aus dem Jahr 2009 zitiert. Darin heißt es über eine entlassene Führungskraft: "Er ist ein jämmerlicher Spesenbetrüger, geht hinterfotzig auf Firmenkosten mit seinem angetrauten Mann mehr auf Lustreisen als auf Dienstreisen." Und weiter: "Nichts gearbeitet, der Firma geschadet, gelogen und betrogen. Ich sage Ihnen, ich könnte brechen."
Der 55-jährige Prost, der auf einem Schloss wohnt und gern schnelle Autos fährt, will künftig leiser werden. Die Redaktionen von Markus Lanz und anderen Talkshows hätten nach dem Artikel bei ihm angerufen. "Ich habe ihnen gesagt: Nein, ich mach das nicht mehr", sagte Prost.
In der Sache fühlt er sich weiterhin im Recht. Neben dem in der E-Mail angegriffenen Manager habe er drei weitere Führungskräfte seit 1994 entlassen müssen, sagte er. Sie hätten mit ihrem Verhalten Firma und Arbeitsplätze gefährdet. "Ich würde ähnliche Fälle wieder in der Firma öffentlich machen", sagte er. Die Mitarbeiter hätten ein Recht darauf, zu wissen, was passiert. "Für mich ist die Firma eine Familie. Und wer die Firma betrügt, der betrügt die gesamte Mannschaft."
Drei Jahre nach der zitierten E-Mail habe er aber dazugelernt, versichert Prost. "Ich würde wahrscheinlich nicht mehr so impulsiv reagieren und auch an meiner Wortwahl feilen." Die internen E-Mails müssten so geschrieben sein, dass er sie auch auf Facebook stellen könnte.
stk/dapd