Genmais-Risiken
Bundesbehörde zweifelt an umstrittener Studie

Maiskolben: Französische Studie hat Debatte um Genmais-Sicherheit entfacht
Berlin - Könnten gentechnisch veränderter Mais und ein oft angewendetes Pflanzenschutzmittel Krebs auslösen? Französische Forscher haben diese These aufgestellt - und wollen sie mit einer Langzeitstudie an Ratten untermauert haben.
Die im Fachmagazin "Food an Chemical Toxicology" veröffentlichte Untersuchung wurde allerdings wegen methodischer Mängel scharf kritisiert. Jetzt hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Stellungnahme zu der Arbeit publiziert.
Das Institut weist darauf hin, dass die Durchführung einer Langzeitstudie zu Glyphosat zwar grundsätzlich zu begrüßen sei. Doch die Studie sei kein Anlass, den gentechnisch veränderten Mais NK603 oder das Herbizid Glyphosat neu zu bewerten, teilt das Institut mit. Die These, dass Ratten eher sterben, wenn sie mit diesem Mais gefüttert werden, sei experimentell nicht ausreichend belegt. "Die Studie hat sowohl Schwächen im Design als auch in der statistischen Auswertung, so dass die Schlussfolgerungen der Autoren nicht nachvollziehbar sind", sagt Reiner Wittkowski, Vizepräsident des Bundesinstituts.
Das BfR hat die Forschergruppe um Gilles Eric Séralini gebeten, die vollständigen Daten der Untersuchung zur Verfügung zu stellen.
Zu kleine Gruppen für eine Langzeitstudie
In der Stellungnahme geht das BfR unter anderem auf die Zahl der verwendeten Versuchstiere ein. Die Wissenschaftler hatten 200 Ratten in Gruppen von je zehn Tieren aufgeteilt. Insgesamt gab es neun Versuchsgruppen sowie eine Kontrollgruppe - je für Männchen und für Weibchen. Diese Gruppengröße ist nach Angaben des BfR für Studien optimal, die 90 Tage dauern. Séralini und seine Kollegen beobachteten die Ratten jedoch zwei Jahre lang. Die Studiendauer entsprach damit etwa bei der durchschnittlichen Lebenserwartung der Ratten. Daher sei zu erwarten, dass viele Tiere aus verschiedensten Gründen spontan oder altersbedingt krank werden und sterben, so das BfR. "Die Verteilung dieser Todesfälle auf die Gruppen kann zufällig sein, und eine Tierzahl von zehn pro Gruppe und Geschlecht ist zu gering, um einen Trend oder einen Effekt abzusichern", heißt es. Für solche Langzeitstudien sollten die Gruppen aus je 50 Ratten bestehen.
Zusätzlich bemängelt das Bundesinstitut die Darstellung der Daten in der Veröffentlichung. "Die Angabe eines Anstiegs von "x %" oder "x times more" lässt die Resultate imposanter erscheinen, als wenn nur absolute Zahlen angegeben worden wären", so das BfR.
Und letztendlich würden die Studienautoren keine überzeugenden Argumente für ihre Hypothese vor, was zur erhöhten Krebsrate der Versuchstiere führte. Séralini und sein Team führt diese darauf zurück, dass Inhaltsstoffe im gentechnisch veränderten Mais beziehungsweise das Pflanzenschutzmittel den Hormonhaushalt der Tiere beeinflusst hätten.
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit prüft die Studie ebenfalls. Sie will am 5. Oktober eine vorläufige Auswertung vorlegen.
NK603-Mais enthält eine spezielle Version eines Enzyms, wodurch er unempfindlich gegen das Herbizid Glyophosat ist. Dieses Mittel wirkt unspezifisch gegen alle grünen Pflanzen, da es einen Stoffwechselweg blockiert, über den Pflanzen (und Bakterien) verfügen, Tiere aber nicht. NK603 stellt neben der herkömmlichen Variante des Enzyms zusätzlich eine her, die ursprünglich aus einem Bakterium stammt.
Der Mais wird von Monsanto vertrieben, der Konzern verkauft zudem Glyphosat unter dem Markennamen Roundup
wbr